Was der Timken OK Load Test wirklich über Schmierstoffe aussagt

Was der Timken OK Load Test wirklich über Schmierstoffe aussagt

Beim Durchsehen eines technischen Datenblatts für einen Schmierstoff oder der Schmierstoffspezifikationen für ein Gerät stößt man häufig auf den sogenannten Timken OK Load Test. Doch was bedeutet es, wenn ein Schmierstoff eine Timken OK Load-Bewertung von 35 Pfund hat und ein anderer eine von 100 Pfund?

Die Wahrheit ist: Diese Angabe sagt oft nur wenig über den tatsächlichen Schutz gegen Extreme Pressure (EP) aus.

Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:

  • Erstens wurde die Timken-Testmaschine 1935 von der Timken Bearing Company entwickelt und bis 1972 hergestellt. Sie diente ursprünglich dazu, die Wirkung von Extremdruck-Chemikalien (EP) in Schneidölen für die Lagerherstellung zu überprüfen. Dabei war das Testverfahren nur als Bestehen oder Nichtbestehen bei einer Belastung von 35 Pfund (188.250 PSI) ausgelegt. Große Verschleißspuren oder Riefen bedeuteten „nicht bestanden“, glatte Spuren „bestanden“. Die Industrie übernahm den Test, als Timken die Maschinen verkaufte und die American Standards Testing & Materials (ASTM) die Verfahren ASTM D-2509 (für Fette) und ASTM D-2782 (für Öle) veröffentlichte.
    Ab diesem Zeitpunkt begannen Hersteller, mit möglichst hohen Timken OK Load-Werten zu werben, sodass der Test mehr zu einem Marketinginstrument wurde als zu einem reinen Indikator für das Vorhandensein von EP-Zusätzen. Die Timken Bearing Company stellte klar: „Es wurde allgemein angenommen, dass ein höherer OK-Wert eine höhere Last angibt, die das Schmiermittel tragen kann, ohne dass die Filmbelastbarkeit nachlässt. Das ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall. Der Hauptzweck des Tests ist, das Vorhandensein eines EP-Zusatzes festzustellen. Werte über 35 Pfund zeigen die Präsenz eines EP-Zusatzes an.“
  • Zweitens können bestimmte EP-Zusätze sehr hohe Timken-Werte erzeugen. Allerdings gibt es keine bewiesene Korrelation zwischen diesen extrem hohen Timken OK Load-Werten und der tatsächlichen Leistungsfähigkeit im Einsatz. Manche dieser Zusätze können sogar korrosiv oder gesundheitsschädlich sein und Schäden an der Ausrüstung verursachen, die sie eigentlich schützen sollen.
  • Drittens weist der Timken OK Load-Test eine schlechte Wiederholbarkeit auf, was zu großen Messfehlern führt. Das offizielle ASTM D-2509-Verfahren gibt an, dass die Ergebnisse desselben Schmiermittels auf derselben Maschine um bis zu ±23 % schwanken können. Ein Wert von 60 Pfund könnte also tatsächlich zwischen 46 und 74 Pfund liegen. Wird dasselbe Produkt auf einer anderen Maschine getestet, kann die Abweichung sogar ±59 % betragen, also zwischen 25 und 95 Pfund. Aufgrund dieser schlechten Wiederholbarkeit können Hersteller den Test so oft wiederholen, bis ein möglichst hoher Wert erreicht wird. Außerdem existieren viele „modifizierte“ Timken-Maschinen, die von einigen Herstellern genutzt werden, um die Lasttragefähigkeit zu „beweisen“. Diese sind jedoch keine anerkannten Verfahren zur Bestimmung von EP-Eigenschaften, da die Ergebnisse leicht manipuliert werden können.

Heutige Standards

Heutzutage sind sich die meisten Fachleute einig, dass der Timken-Test nur anzeigen sollte, ob EP-Zusätze vorhanden sind, ohne Aussagen über die relative Leistungsfähigkeit zu treffen. Die meisten OEMs fordern inzwischen relevantere Prüfungen mit nachgewiesener direkter Korrelation zur Praxiserfahrung, wie den 4-Ball EP Weld Test, FZG Zahnradtests und weitere, um genau festzulegen, wie viel EP- und Verschleißschutz von einem Schmierstoff verlangt wird.

Wie viel EP ist also ausreichend? Angenommen, Schmierfett „A“ hat eine Timken OK Load von 100 lb und einen 4-Ball Weld Load von 400 kg. Schmierfett „B“ hat eine Timken OK Load von 60 lb, aber einen 4-Ball Weld Load von 800 kg. Welches schmiert unter extremem Druck besser? Die Timken-Werte zeigen nur, dass beide EP-Zusätze enthalten. Der 4-Ball Weld Load beweist jedoch, dass Schmierfett „B“ trotz niedrigerem Timken-Wert die wirksamere EP-Chemie besitzt.

Beachten Sie: Mehr EP-Zusatz ist nicht immer besser. Wenn die Anwendung keinen extremen Druckschutz erfordert, zahlt der Kunde womöglich für unnötigen Schutz.

SWEPCO gibt Timken-Ergebnisse nicht zur Werbung an, sondern um zu zeigen, dass EP-Zusätze vorhanden und wirksam sind. Werte über 35 lb (entspricht ca. 188.250 psi Anfangslast) schützen die meisten Geräte ausreichend.

Lassen Sie sich also von hohen Timken-OK-Load-Werten nicht zu sehr beeinflussen. Praktische Ergebnisse, andere EP-Tests und Prüfungen zu Korrosionsschutz und Verschleiß sind in den meisten Fällen aussagekräftiger. Mehr dazu können Sie in den folgenden Artikeln über Öle und Fette lesen.

Quelle: SWEPCO®

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